Was macht eigentlich Stefan Pölzer?


Stefan Pölzer als Kind


Stefan Pölzer 2003

Früher...
war Stefan Pölzer ein Kind.

Heute...
hat Stefan Pölzer einen Ghostwriter engagiert, der seine Biographie für "Was macht eigentlich...?" schreiben soll. Die wurde im September 2005 fertig und liest sich so:

Kapitel I

Stefan Pölzer wurde am gleichen Tag, jedoch nicht im selben Jahr, wie Mike Oldfield, am 15. Mai 1960, in Ahaus, einer Kleinstadt im westlichen Münsterland, nicht unweit der niederländischen Grenze, an einem Sonntag um 19.°° Uhr geboren. Er wuchs schnell heran, was ihn heute auf eine Körpergröße v. 1,89 m bringt. Mit sieben Jahren möchten die Eltern ihn an die Musikschule anmelden. Stefan lehnt dies jedoch ab und baut lieber mit seinen Brüdern (der Pölzerbande) Baumhütten in den umliegenden Wäldern. Mit 12 Jahren wünscht sich der kleine Stefan ein Klavier und einen Schäferhund (ein Jagdgewehr aus dem Quellekatalog besitzt er schon). Dies jedoch lehnen die Eltern widerum kategorisch ab!
Darauf hin packt er seinen kleinen ITT-Schaublorenzcassentenrekorder ein, fährt zu seiner Tante, die ein Klavier zu Hause hat, wirft die Cassette mit dem Stück Take Five, von Dave Brubeck ein und scheitert kläglich beim Versuch dies Stück sofort mitspielen zu können:
“Irgendwie stimmte die Tonhöhe nicht überein, und was war ein 5/4 Takt?“ Stefan fährt wieder enttäuscht nach Hause und macht seine Schularbeiten.
Aber gut das es da noch einen älteren Bruder hat der tagsüber eine Ausbildung macht und über die neuesten Schallplatten verfügt. Dort entdeckt der kleine Stefan heimlich ein blaues Album mit einem herzförmig gebogenem Chromrohr: "Tubalarbells" von Mike Oldfield. Nach mehrmaligem hören des Anfangmotivs beschließt er spontan Komponist zu werden. Jetzt fehlt nur noch der Bauernhof und ein Aufnahmestudio...
Nach ein paar Monaten lernt er einen Jungen namens Judy kennen. Judy wohnt auf einem einsamen Bauernhof in Quantwick bei Ahaus und was noch viel besser ist: Judy verfügt über ein Grundig 4-Spur Tonbandgerät, mit dem man schon sogennante Overdubaufnahmen machen kann. Stefan baut aus leeren mit Folien bespannten Omo-Wascheimern, ein kleines Drum-set zusammen und fährt diese auf seinem Fahrrad durch Sturm und Regen acht Kilometer zum neuen Freund. Sie tragen alle verfügbaren „Instrumente“ wie Kochtopfdeckel, Blockflöten, Wandergitarren, Xylophone etc. zusammen und beginnen spielerisch, (wie Kinder nun mal so sind), improvisierend mit den ersten Aufnahmen.
Hin und wieder schaut eine Mutter liebevoll den Kopf schüttelnd herein oder bringt den „Nachwuchsmusikern“ ein Tablett mit Rosienenbrot und Kinderkaffe. In ihren Pausen gönnen sich die zwei Klangtüftler ausgedehnte Spaziergänge durch die waldreiche Umgebung ( auch Bröcke genannt) oder hören Schallplatten, wie die von Jimmy Hendrix, Carla Bley:  "Escalator over the hills“ oder Weather Report „Mysterious travellers“. Zwar verstehen sie nicht im geringsten was dort musikalisch vor sich geht aber es sollten wohl stilprägende Hörerfarungen werden und außerdem war es doch auch so cool, gerade nicht die Hitparade zu verfolgen.
Nach zwei Jahren verliert sich diese Freundschaft einwenig und Stefan gründet zusammen mit seinem Schulfreund Helmut Nünning ein Gittarrenduo. Die Rollen sind schnell verteilt: Der eine spielt den John Mc.Laughlin und der andere ist Carlos Santana oder andersrum. Stefan „komponiert“ den Großteil des Repertoires, man will auf jeden Fall eigene Stücke spielen.
Mit 17 geht es für die beiden in den Sommerferien erstmal drei Wochen in die Fabrik: von der Kohle werden amtliche Westerngitarren gekauft. Vom Restgeld trampen die zwei erstmal nach Spanien.
Irgendein Onkel, von irgendeinem Schulkameraden hat irgendwo an der „Costabratarsch“ im 13. Stock eine Ferienwohnung...ole.
Zurück in Alemana folgen erste Konzerte, auf Schulfesten und kleinen Kneipen. Man trägt weiße weite Klamotten und spielt im Schneidersitz (wie die echten v. Shakti) auf einem Teppich sitzend - bis die Beine einschlafen.

Kapitel II

Muß aber Hobby bleiben

Weil das mit dem Duo schon ganz gut läuft, gründen die zwei noch eine Jazz-Rock-Kapelle mit einem Saxophonisten, Bassisten und Schlagzeuger. Weil einer der Musiker einen Raunault 4 fährt, nennt sich die Band fortan Katrell, der französische Kosename für diesen Superkombi. Man hört von einem Musik-Nachwuchs-Wettbewerb den die damalige SDAJ in Stadtlohn veranstalten will. Also fährt die ganze Band zur Vorbesprechung dorthin. Auf die Frage des Veranstalters an die versammelten Gruppen was denn noch so alles benötigt würde, antwortet Stefan Pölzer: „Ja also...wir brauchen z.B. noch Gitarren, E-Gitarren!“ Der ganze Saal lacht, viele semi-professionelle Bands schütteln den Kopf.
Sechs Wochen später gewinnt Stefan Pölzer mit seiner Band Katrell, ausschließlich selbst komponierter Musik und geliehenen Stromgitarren der billigsten Nachbauten den 1. Platz des Rockwettbewerbs. (Das Publikum stimmte über Wahlzettel ab). Fünf semiprofessionelle Bands aus dem westlichen Münsterland zogen lange Gesichter.
Am Sonntagmorgen nach dem Wettbewerb verkündet Stefan, stolz wie Oskar, seinen Eltern und Geschwistern beim Frühstück von dem erfolgreichen Sieg. Die Mutter, begeisterte Kirchenchorsängerin die Brüder und Schwester freuen sich. Einzige Reaktion des Vaters lautet jedoch in sachlichem Ton: „Muß aber Hobby bleiben!“
Die Band wird dann noch zur Endausscheidung von ganz BRD nach Dortmund zum Festival der Jugend eingeladen. Man leiht sich extra einen VW-Bus und freut sich schon auf großer Bühne zu spielen. Katrell soll sich im Eisstadion bei Bühne sowieso melden. Keiner fühlt sich so richtig verantwortlich für die Jungs aus Ahaus. Nach mehrmaligem Nachfragen wird den Nachwuchsmusikern mitgeteilt, das der lokale Veranstalter aus Stadtlohn die Gruppe gar nicht weitergemeldet hatte und sie somit auch nicht auftreten könnten.
Mit enttäuschten Gesichtern schaut man sich noch ein paar revolutionäre Widerstandsgitarristen, denen es gelingt
 mit drei Akkorden die ganze Dortmunder Westfalenhalle zu füllen, an und fährt dann schweigend nach Hause.
1981 bewirbt sich Stefan nach bestandenem Abitur an der Kunstakademie Münster und erhält von 800 Bewerbern mit der Note 2,3 einen der 60 begehrten Studienpläzte. Es führt jetzt zu weit auch noch auf das bildnerische Werk im näheren einzugehen, es sei nur soviel gesagt das er parallel zu seiner musikalischen Tätigkeit ab dem 16. Lebensjahr auch viele Ölbilder und Zeichnungen angefertigt hatte und mit 16 Jahren seinen ersten vom Kreis Borken ausgeschriebenen Kunstwettbewerb gewonnen hatte.
In Münster zu wohnen hatte auch den Vorteil mit seinem alten Gitarren-Duo Partner Helmut Nünning wieder verstärkt Musik machen zu können. Helmut war mittlerweile auf Bass umgestiegen, also fehlte nur noch ein Schlagzeuger um zumindest ein knackiges Trio zu gründen. Man wurde fündig und traf einen netten Menschen namens Hermann Mensing aus Roxel. Schnell wurde ein Programm erarbeitet, Stefan erfand den Bandnamen Groove Missiles (ein Wortspiel aus Cruise Missiles) man spielte in der alten Jovel-Cinema-Kneipe, im Casablanca Bad Iburg und hier und dort.
Als Hermann Vater wurde und sich verstärkt der Schriftstellerei zuwandte trennte man sich in Freundschaft und fand Wolf Dietrich Hering als neuen Drummer. Der brachte noch Ulrich Beckers (heute mit Stevie Matzuchek als Lonely Husband unterwegs).
Irgendwann sah man dann auch eine farbige, blutjunge Bluesängerin aus Dorsten im Kontrabass, Warendorferstrasse. Sie hieß Romy Camerun, ein begnadetes Naturtalent. Durch irgendeine Connection über Dimitri aus dem Studentenwohnheim Aasee hatten wir das Angebot erhalten für sechs Wochen auf der griechischen Insel Skopelos zu spielen.
Sie fragten Romy ob sie nicht Lust hätte mitzufahren und sie sagte spontan zu.

Kapitel III

Paradise Island - 1984/85

Zwei Monate später fanden wir uns mit gekauftem VW-Bus, einem eigenen Soul-Jazz-Musikprogramm im Stile von Randy Crowford und Al Jarreau auf einer wunderschönen Insel im Mittelmeer wieder. Abends spielten sie immer im selben Club, hatten frei Essen und trinken, eine feste Gage und ein kleines weißgetünchtes Haus zwischen Olivenbäumen am Dorfrand. Die Fangemeinde wuchs von Tag zu Tag, der Club wurde immer voller. Leute aus ganz Europa, ein Maler aus Kanada usw. gehörten zu ihren neuen Freunden. Tagsüber zogen sie immer mit einem großen Tross zu den schönsten Buchten der Insel, tauchten ab und aßen zusammen in kleinen Fischrestaurants direkt am Meer. Es war die perfekte Verschmelzung aus Arbeit, Erfolg und zwischenmenschlicher Harmonie.
Als sie die Fähre nach sechs Wochen wieder wieder ans Festland brachte, war wohl keine Kapelle in Europa so von Fernweh nach Sonne, stahlblauem Himmel und weißen Häusern durchtränkt wie die Groove Missiles. In Gedanken an den kommenden gichtfeuchten Winter in Deutschland schrieb Pölzer noch auf der Fähre den Song „Good by my Island“.
Zurück in Münster hatte so eine Art local Hype um die Band eingesetzt, so das beim Septemberkonzert in der Jovel-Kneipe auf einmal 50 Leute draußen standen weil der Laden aus allen Nähten platzte. Das nächste Konzert gaben sie dann gleich im richtigen Jovel. Die Band wuchs um ein paar Mitglieder ,Volker Klages (Gitarre) und Lorenz Brands  (Percussion) gaben nicht nut musikalisch ein gutes Bild ab. Stefan Pölzer übernahm das Booking, was insofern nicht schwer fiel, weil die Veranstalter sich von selbst meldeten.
Ein Jahr später fuhren sie wieder auf "ihre Insel", sie wurden dort sogar vom Goethe Institut eingeladen und spielten vor zunehmender Open-air-Mondsichel-Kulisse, bei lauwarmer Sommernacht und 5000 sich zu ihrer Musik wiegender Menschenmasse in einem kleinen Amphitheater. Dies sind persönliche Konzertflasherfahrungen, welche man mit allem Gold sämtlicher römisch-griechischer Schiffe nicht aufwiegen kann.
(“...jeder Mensch braucht `n Hobby und `ne gute Idee, und drei Wünsche frei bei `ner Guten Fee“, aus „Am Druckpunkt“, Text: W. Scherbening)
Zurück ins moderfeuchte Münsterland lief es auch immer besser. Sie spielten auf grossen Studentenpartys, in Discotheken und auf Open-Air Veranstaltungen. Die Gagen stiegen kontinuierlich. Pölzer kümmerte sich ums ganze Management, charterte immer den Bulli fürs Wochenende und schrieb fleißig neue Stücke. Ebenso aber auch unser Keyboarder Ulrich Beckers.
Ein Jahr später reisten sie noch mal nach Spanien, da sie von den Zwillingen und der Blechgang eine Kontaktadresse erhielten. Es war auch ein schöner Bandbadeurlaub aber sie spürten alle, dass es so nicht weiter gegen würde. Man müsste ein professionelles Album aufnehmen, eine Plattenfirma finden usw. .Volker Klages unternahm mal meinen Versuch und sie besuchten mit Romy einen Produzenten aber alles verlief im Sande.
In dieser labilen Situation wurde Romy von dem Warendorfer Schlagzeuger Helge Zumdieck das Angebot unterbreitet nach Los Angeles zu kommen (er studierte da) und dort mit ihm und einem Projekt Musik zu machen.
Romy packte ihre Koffer und die Groove Missiles lösten sich auf. Stefan Pölzer war zuerst irgendwie befreit später aber dann doch sehr traurig, so als wenn man eine Art Familie verliert. Später sah er Romy dann noch in einer ZDF Fernsehschow mit Wim Thoelke... das tat schon weh.

Kapitel IV

Home sweet Homestudio

Nach der Trennung kaufte sich Stefan Pölzer einen der ersten 4-Spurrekorder ein Hallgerät und eine Beatbox bei Lui von Musicland. Er zog sich zurück und begann Songs auf Halde zu schreiben. Alte musikalische Weggefährten wandten sich von ihm ab und bedauerten ihn, weil er auf einmal Musik mit Maschinen machte: So was tut man nicht als Musiker!, Musiker spielen nur mit Musikern! Ihm war das völlig egal, es machte ihm Spaß seine eigenen Vorstellungen von seiner Musik in akustische Skizzenblöcke zu transformieren. Kommilitonen aus der Filmklasse der Kunstakademie wurden dann auf ihm aufmerksam, Pölzer steuerte die Filmmusik zu ihren liebevollen Experimentalfilmen bei (z.B das Leuchten von Harald Busch u. Claudia Wissmann), er schrieb die Hintergrundmusik für den ersten Dortmunder Kunstsupermarkt DOKU, für seinen Bruder, der eines der erfolgreichsten Kindertheater in Berlin betreibt (Theater Jaro) komponierte er die Musik zum Stück: "Können Kamele fliegen?"
Mittlerweile haben das schon 60.000 Kinder gesehen hätten. Auch begann er wieder mit einer Band, den Cosmic-Coincidents zu spielen. Die Band gibt es heute nicht mehr. Also zog Stefan Pölzer hinaus und spielte zu seiner eigenen Instrumentalmusik auf einer Party in Lutum, einem Bahnhof bei Coesfeld wo ein Sänger namens Wolfgang Scherbening ihn sah und spontan zu einem Stück, heute als „Frau gesucht“ bekannt, mitsang.
Das war quasi die Geburtsstunde der raumpatrouille. Und was heute noch wie ein Traum klingt, kann morgen schon...

Nachtrag: Im Jahr 2006 verließ Stefan Pölzer Raumpatrouille und Münster. Im Oktober 2006 zog er mit seiner Freundin nach Südfrankreich.

 

Geburtstag:  15.05.60

Stand: Oktober 2006

Siehe auch:
Raumpatrouille

Externe Links:
Raumpatrouille bei Baukau Media
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