S o n d e r s e i t e  f ü r    J O C H E N  S T E P P K E


Jochen Steppke 1985


Jochen Steppke 2002

Jochen Steppke hat seine Seele dem Dada verkauft. Schon Ende der 70er Jahre formierte er mit ein paar Kollegen das Free Dada Orchestra das bis ins 21. Jahrhundert aktiv war. Anfang der 80er war er Gründungsmitglied des 30-Mann-starken Bläsertrupps Pusteblume. Er erfand die Ballhausschlacht, eine kabarettistisch-dadaistische Bühnenshow mit vielen Künstlern. Nebenbei war er auf viele verschiedene Weisen künstlerisch tätig. Steppke malte, baute Skulpturen, veranstalte Performance und musizierte so schräg er nur konnte.
Jochen Steppke hat viel Theater gemacht, zum Beispiel beim TIF-Projekt (Theater in Fahrt). Außerdem hat er zwei Romane geschrieben. Sein erster, Der intergallacktische Hühnerstall, ist 1996 erschienen. Sein zweites Buch Der Kapitän von 1999 war schnell vergriffen und ist 2002 neu aufgelegt worden.
Jochen Steppke ist am 1. Oktober 2012 gestorben. 


Helmut Buntjer, Freund, Wegbegleiter und Mitmusiker von Jochen Steppke, schrieb im Oktober 2012 den folgenden Nachruf.

Am Ende seines Lebens war er ein Schrat, wie er im Buche steht. Vorher hat er viel getan. Mich zum Beispiel hat er inspiriert zu dem, was ich tue. Er war der letzte echte lebende Dadaist. Er war ein großer Künstler, aber vollkommen total und rundum unbekannt. A propos rundum: Diese Stadtteilzeitung hat er erfunden und mittels seiner Linotype in Druck gebracht, er hat den computeranimierten Film Jesus in der Stadt programmiert auf seinen Commodore PC 20, als es so etwas noch gar nicht gab. Er hat sagenhaft schöne Titelgrafiken für die Jazzthetik erstellt. Er hat unzählige Bilder gemalt, Skulpturen geschaffen, Performances performed. Er konnte die gesamte Ursonate von Kurt Schwitters auswendig. Seitenlang könnte ich hier aufzählen, wer da pötzlich fehlt auf der Welt. Er verlor einen geliebten Menschen, was ihn hart getroffen hat. Er war gerade wieder dabei, zurückzufinden. Ausstellungen waren geplant, Auftritte, das Leben hatte ihn, so schien es, wieder. Er war nicht länger der Schrat, der recht allein am Waldrand lebte in seinem kleinen kunstgefüllten Haus mit dem Skulpturengarten. So ging er vermutlich endlich wieder ganz im Reinen zu Bett. Er sollte nicht wieder erwachen. Jochen Steppke ist tot. Und ich und seine Freunde sind traurig.

Geburtstag: ?

Siehe auch:
Free Dada Orchestra

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